Lochkorrosion in Hausinstallationen aus Kupfer
Hier erhalten Sie Informationen zu dem komplexen Thema „Lochkorrosion in Trinkwasserhausinstallationen aus Kupfer“.
Zunächst werden Fragestellungen beantwortet.
Am Ende finden Sie eine Zusammenfassung und Kontaktinformationen.
Von Lochkorrosion in Kupferrohren der Hausinstallationen, auch „Lochfraß“ genannt, wird gesprochen, wenn eine Kupferleitung von innen korrodiert und schließlich undicht wird.
Außenansicht einer Lochkorrosion in einem Kupferrohr. Maß in Millimeter. © TZW Anzeige in Originalgröße 74 KB - 602 x 444 Außenansicht einer Lochkorrosion in einem Kupferrohr. Maß in Millimeter.© TZW
Beispiel einer Lochkorrosion (vergrößerte Darstellung) © Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser Anzeige in Originalgröße 82 KB - 869 x 491 Beispiel einer Lochkorrosion (vergrößerte Darstellung)© Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser
Eine undichte Wasserleitung ist für Betroffene eine große Belastung, da die Arbeiten Dreck und Staub verursachen. Die Trocknung durchfeuchteter Wände und Decken durch Trocknungsgeräte stellt eine Lärmbelastung dar. Die Sanierung ist mit Kosten verbunden.
Lochkorrosionsschaden unter einer Duschwanne in einem Gästebad in Holtorf. © Die Harke, Frau Garms Anzeige in Originalgröße 344 KB - 1246 x 917 Lochkorrosionsschaden unter einer Duschwanne in einem Gästebad in Holtorf.© Die Harke, Frau Garms
Für Korrosion gibt es eine Vielzahl von möglichen Ursachen. Insbesondere können folgende Faktoren die Entstehung von Kupferrohrkorrosion begünstigen:
- Schlechte Kupferrohrqualität
- Fehlender Wasserfilter
Der Filter ist Bestandteil der privaten Trinkwasserhausinstallation und muss hinter dem Wasserzähler installiert sein, wenn die Trinkwasserrohre aus Metall (zum Beispiel Kupfer) bestehen. Der Filter verhindert das Einspülen gelegentlich im Trinkwasser auftretender kleiner Feststoffpartikel wie zum Beispiel Sandkörner in die Hausinstallation. Solche Partikel können Korrosionsschäden an Rohrleitungen hervorrufen oder die Funktion von Armaturen beeinträchtigen. Die zurückgehaltenen Partikel müssen regelmäßig durch Spülung oder Austausch des Filtereinsatzes entfernt werden. Gleichzeitig werden so Keime entfernt, die sich mit der Zeit im Filter vermehren und die Trinkwasserqualität verschlechtern können. Bei Fragen zur Wartung wenden Sie sich an Ihren Installateur. Grundlage sind die Vorgaben der DIN 1988.
- Hartlöten
Bild oben = Außenansicht eines hartgelöteten Kupferrohres, Bild unten = Innenansicht © TZW Anzeige in Originalgröße 105 KB - 723 x 745 Bild oben = Außenansicht eines hartgelöteten Kupferrohres, Bild unten = Innenansicht© TZWOben = Außenansicht, unten = Innenansicht. Hartlöten ist eine spezielle Art des Lötens. Die Löttemperatur liegt über 450 °C. In hartgelöteten Bereichen werden die Eigenschaften von Kupfer nachteilig verändert. Im Kupferinnenrohr kann sich deshalb die Schutzschicht nur unzureichend ausbilden. Hartlöten ist deshalb seit 1996 nicht mehr zulässig. In der Trinkwasserinstallation werden Kupferverbindungen deshalb heute verpresst oder bei niedrigen Temperaturen weichgelötet. Vor 1996 hergestellte Trinkwasserhausinstallationen aus Kupfer, bei denen die Verbindungen hartgelötet sind, wurden nach den damaligen Regeln der Technik erstellt und sind damit vom Installateur fachgerecht erstellt worden.
- Verbau von innen verunreinigter Rohre
- Stagnation
Auch im Betrieb der Rohrleitung sorgen Stagnationszeiten, z. B. bei Leitungen im Gästebad, für die Initiierung von Löchern.
- Wasserbeschaffenheit (maßgebende Parameter sind u. a. der pH-Wert, der Hydrogencarbonatgehalt, der TOC-Gehalt)
- Veränderung der Wasserbeschaffenheit in der Hausinstallation durch Mischung mit Eigenwasser aus privaten Gartenbrunnen.
Verbindungstechniken in Trinkwasserhausinstallationen aus Kupfer
- Hartlöten => über 450 Grad; seit 1996 verboten.
- Weichlöten => unter 450 Grad
- Pressen
Materialarten von Kupferrohren
- Im Zeitraum von 2000 - 2005 lösten in Deutschland halbharte Kupferrohre die harten Kupferrohre ab.
- Was halbharte von harten Kupferrohren unterscheidet, ist ein spezielles Fertigungsverfahren, bei dem die Kupferrohre zunächst weichgeglüht und im Anschluss halbhart gezogen werden.
Lebensdauer einer Trinkwasserinstallation
Die Lebensdauer einer Trinkwasserinstallation wird mit mindestens 50 Jahren angenommen. Dies würde bedeuten, dass Installationen der späten sechziger und frühen siebziger Jahre das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben.
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Maßgebende Korrosionsarten für Kupferleitungen
Jede Korrosion eines Metalls ist eine chemische Reaktion. Sie äußert sich entweder in einer Umwandlung des Metalls in eine andere chemische Verbindung (vorwiegend Sauerstoffverbindungen), die sich dann vom ursprünglichen Metall ablöst (abblätternder Rost) oder es kommt zur stellenweisen Abtragung des Metalls. Es wird deutlich, dass es verschiedene Arten von Korrosion gibt. Für Kupferrohre ist insbesondere die Flächenkorrosion und die Lochkorrosion von Bedeutung.
Bei der Flächenkorrosion erfolgt der Angriff relativ gleichmäßig auf die gesamte Metalloberfläche. Durch den flächenhaften Abtrag von Kupfer kommt es zum einen langfristig zur Auflösung des Rohres von innen und zum anderen zu hohen Kupfergehalten im Trinkwasser. Die Flächenkorrosion wird wesentlich durch die Wasserbeschaffenheit beeinflusst. In sauerstoffreichem Wasser nimmt sie mit abnehmendem pH-Wert zu. Ab pH > 7,5 ist sie praktisch zu vernachlässigen. Da der pH-Wert des Trinkwassers aus dem Wasserwerk Drakenburg immer über 7,6 lag und heute bei 7,8 liegt, spielt Flächenkorrosion hier keine Rolle.
Bei der Lochkorrosion erfolgt örtlich eine intensive Abtragung, die zu entsprechenden Vertiefungen führt und schließlich eine undichte Wasserleitung verursacht.
© Die HarkeIm Mai 2013 äußerten Betroffene über die Presse die Vermutung, dass das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Trinkwasser eine korrosive Wirkung habe. Hierdurch könnte die Lochkorrosion in den privaten Trinkwasserhausinstallationen aus Kupfer begünstigt werden. Anfang 2017 wurde eine Bürgerinitiative zu der Lochkorrosionsthematik gegründet.
In den nachstehenden Fragestellungen bzw. in der am Ende stehenden Zusammenfassung wird die Frage beantwortet, ob das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Wasser tatsächlich ursächlich ist. Es wird auch deutlich, dass der Wasserverband An der Führse sich der Thematik angenommen hat und eine Aufklärung herbeigeführt hat.
Der Wasserverband An der Führse hat aufgrund der im Mai 2013 beginnenden Presseberichterstattung und einer vom Verband im Juni 2013 durchgeführten Informationsveranstaltung zwei Umfragen und eine technische Untersuchung beauftragt.
Horst Rode bei seinem Korrosions-Vortrag vor dem Installateurausschuss© KreiszeitungDie Umfragen wurden von Herrn Dr. Horst Rode durchgeführt. Zum einen wurden mittels einer repräsentativen Stichprobe kreisweit Trinkwasserkunden der verschiedenen Versorger befragt, um eine Aussage über Schadenshäufigkeiten in den verschiedenen Versorgungsgebieten zu erhalten. Zum anderen wurden alle Kunden befragt, die einen Wasserschaden in ihrer Hausinstallation angezeigt hatten.
Dr. Turković bei der Vorstellung des Untersuchungsberichtes© Die Harke vom 01.11.2014Aufbauend auf die Umfrage führte das Technologiezentrum Wasser (TZW) aus Karlsruhe eine technische Untersuchung unter der Federführung von Herrn Dr. Robertino Turković durch. Das TZW ist als Einrichtung des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.) gemeinnützig und unabhängig.
Obwohl der Untersuchungsbericht des TZW die Thematik umfassend untersucht, wurde von Seiten Betroffener (u. a. wurde unterstellt, dass der Wasserverband Mitglied im DVGW ist, was nicht der Fall war und ist) wiederholt darauf hingewiesen, dass die vorgelegten Ergebnisse nicht ausreichend sind.
Frau Dr. Becker bei einem Vortrag zur Lochkorrosionsthematik© Die HarkeDer Wasserverband hat deshalb Frau Dr.-Ing. Angelika Becker vom IWW Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung gemeinnützige GmbH (IWW) aus Mühlheim mit weiteren Untersuchungen beauftragt. Frau Dr. Becker wurde von Seiten einiger von Lochkorrosion Geschädigter vorgeschlagen.
© DVGWWeiterhin hat sich der Verband an dem bundesweiten DVGW-Forschungsprojekt "Untersuchung zur Aufklärung von neuartigen Schäden durch Lochkorrosion an Trinkwasser-
Installationen aus Kupfer" beteiligt.
© ©TimM - stock.adobe.comZwischenzeitlich hat der Verband auch an einer Mediation zusammen mit Betroffenen teilgenommen. Diese wurde mangels der fehlenden Teilnahme von Seiten der Geschädigten eingestellt. Im Anschluss gab es noch moderierte Gespräche mit der Bürgerinitiative. Mediator sowie Moderator der anschließenden Gespräche war Herr Rechtsanwalt und zertifizierter Mediator Peter Brieber aus Nienburg. Herr Brieber wurde von Betroffenen für die Funktion des Mediators vorgeschlagen.
© Prof. Dr.-Ing. Ralf FeserSchließlich hat der Wasserverband auf Wunsch der Bürgerinitiative Herrn Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser vom Labor für Korrosionsschutztechnik der Fachhochschule Südwestfalen aus Iserlohn mit der Sichtung der vorhandenen Unterlagen und der Erstellung eines hierauf aufbauenden Untersuchungsberichtes beauftragt.
Dem Wasserverband An der Führse wurde wiederholt vorgeworfen, dass dem Verband eine mögliche Schadenshäufung nicht erst seit 2013 bekannt ist und dass er trotz Kenntnis des Problems auf Kosten der privaten Grundstückseigentümer untätig blieb. Diese Kritik wurde bereits in der Mediation vom Wasserverband ausgeräumt. Trotzdem wurde der Vorwurf regelmäßig wiederholt.
Richtig ist, dass dem Wasserverband An der Führse im Jahr 1996 vierzehn Lochkorrosionsfälle bekannt wurden. Alle Fälle wurden untersucht. In jeder Hausinstallation waren die Kupferrohrverbindungen hartgelötet. Neun der Installationen wurden von einem Installateur aus dem Nordkreis erstellt, der heute nicht mehr tätig ist. Externe Wasseruntersuchungen hatten zudem keinen Hinweis gegeben, dass das gelieferte Trinkwasser Ursache sein könnte. Die Thematik wurde aufgrund dessen verbandsseitig abgeschlossen.
In den Jahren 1997 bis 2012 wurden dem Verband nur fünf (!) weitere Fälle gemeldet. Auch hier war die Verbindungstechnik Hartlöten. Externe Wasseruntersuchungen ergaben auch hier keinen Hinweis, dass das Wasser ursächlich ist.
Von einer Kenntnis einer seit Jahrzehnten bestehenden Korrosivität des Wassers und einer damit einhergehenden Untätigkeit kann damit keine Rede sein.
Nachdem sich aufgrund der umfangreichen Presseberichterstattung ab Mai 2013 eine mögliche Schadenshäufung abzeichnete, ist der Verband, wie aus dem vorstehenden Punkt ersichtlich ist, umfassend tätig geworden.
Der Wasserverband An der Führse hat an dem bundesweiten DVGW-Forschungsprojekt "Untersuchung zur Aufklärung von neuartigen Schäden durch Lochkorrosion an Trinkwasser-
Installationen aus Kupfer" teilgenommen.
© DVGWIm September 2017 wurde der Bericht des vom DVGW beauftragten IWW zum bundesweiten Forschungsprojekt vorgelegt.
Frau Dr. Becker vom IWW teilte mit, dass für alle Kupferinstallationen, unabhängig von der Verbindungstechnik (z. B. Hartlöten) und der Materialart (z. B. halbhart), Folgendes gilt:
„Auf Basis der Auswertung von 200 Trinkwässern (100 Wässer aus Versorgungsgebieten mit Kenntnis von Lochkorrosionsschäden, 100 Wässer aus der Umfrage aus Gebieten ohne Kenntnis von Schäden) konnte infolge der im Rahmen der Umfrage ermittelten und ausgewerteten Trinkwasseranalysen keine Korrelation von Wasserparametern ermittelt werden, die auf lochkorrosionsbegünstigende Eigenschaften hinweisen würde.“
Zu den 200 vom IWW bewerteten Trinkwässern gehörte auch das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Trinkwasser.
Der Wasserverband An der Führse hat wie bereits vorstehend aufgeführt, trotz des umfassenden TZW-Berichtes auf Wunsch Betroffener/der Bürgerinitiative zusätzlich das IWW und Herrn Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser mit Untersuchungen beauftragt.
Technologiezentrum Wasser (TZW) - Herr Dr. Robertino Turković
© TZWDas TZW aus Karlsruhe hat einen Untersuchungsbericht vorgelegt und dabei die Umfragen von Herrn Dr. Horst Rode mit einbezogen. Dabei hat das TZW Wasseruntersuchungen im Wasserwerk und im Trinkwassernetz durchgeführt. Weiterhin erfolgten Hausbesichtigungen und Untersuchungen von Kupferrohren. Das TZW kam zu folgendem Ergebnis:
- Hartlöten und fehlende Feinfilter in der Hausinstallation sind ursächlich.
- Keine bedeutenden Auffälligkeiten hinsichtlich der Wasserqualität
- Hinsichtlich der verteilten Wasserbeschaffenheit sollte die bestehende Wassergewinnung und Aufbereitungstechnik bezüglich Modifizierungsmöglichkeiten im Hinblick auf lochkorrosionsrelevante Parameter (z. B. Säurekapazität, Sulfat, TOC) überprüft werden (Anmerkung: anschließende Versuche mit dem TZW haben keine Veränderung der Parameter erbracht).
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung gemeinnützige GmbH (IWW) - Frau Dr.-Ing. Angelika Becker
© DVGW / IWWDas IWW aus Mühlheim an der Ruhr hat verschiedene Rechenmodelle auf das Trinkwasser des Wasserwerkes Drakenburg angewandt. Einige Rechenmodelle zeigen zum Teil Ansätze von Korrosivität des Trinkwassers, andere Modelle nicht. Es gibt damit keinen klaren Hinweis auf Korrosivität, aber auch keinen klaren Ausschluss. In dem Untersuchungsbericht wird festgestellt, dass für das Wasser aus dem Wasserwerk Drakenburg unter Berücksichtigung der Norm DIN EN 12502-2 und der ausgewerteten Literatur keine eindeutigen Aussagen zur Lochkorrosionsneigung bei Kupfer möglich sind. Tendenziell ist das Wasser als geringfügig lochkorrosionsbegünstigend einzustufen. Frau Dr. Becker teilte weiterhin mit, dass immer die Fragestellung wichtig ist, wann die Wasserbeschaffenheit in den Korrosionsprozess eintritt. Im vorliegenden Fall handelt es sich lt. Frau Dr. Becker fast ausnahmslos um vorgeschädigte Rohre, bei denen die Wasserbeschaffenheit zu einem späteren Zeitpunkt hinzukommt.
Labor für Korrosionsschutztechnik, Fachhochschule Südwestfalen - Herr Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser
© Prof. Dr.-Ing. Ralf FeserHerr Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser aus Iserlohn hat ebenfalls ein Gutachten erstellt und einen Vortrag zu dem Thema gehalten. Hierin führt er aus, dass der Werkstoff Kupfer im vorliegenden Fall, durch die Verbindungstechnik Hartlöten in einen kritischen Zustand gebracht wurde, der bei Vorliegen weiterer kritischer Parameter dann zur Lochkorrosion führt. Zum Einfluss des Wassers stellte Herr Prof. Dr. Feser fest, dass das Wasser tendenziell vor 2005 sogar kritischer war als nach 2005, also in dem Jahr, in dem die Brunnenfahrweise im Wasserwerk leicht verändert wurde. Da auch in früheren Jahren (vor 2005) Schäden durch Lochkorrosion bekannt sind, kommen die bekannten korrosionsverschärfenden Faktoren hinzu, wie z. B. die Inbetriebnahme, Nutzungsverhalten, fehlende Feinfilter etc. Für die Schadensfälle seit 2005 hält Herr Prof. Dr. Feser die Veränderung der Brunnenfahrweise als Ursache für möglich. Insgesamt zeigt das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Wasser lt. Herrn Prof. Dr. Feser keine eindeutige Neigung zur Lochkorrosion.
© Die HarkeIm Januar 2017 teilte die Bürgerinitiative (BI) über die Presse mit, dass das Deutsche Kupferinstitut (DKI) aus Düsseldorf der BI Unterstützung in der Lochkorrosionsproblematik anbietet und hat um Einsendung geschädigter Rohre gebeten.
Da nach dieser Ankündigung keine Informationen über Ergebnisse seitens der BI bekanntgegeben wurden, erfolgte verbandsseitig im September 2017 eine Nachfrage beim DKI:
- Das DKI teilte mit, dass ihm seitens der BI nur vier Rohrstücke vorgelegt wurden. Alle waren hartgelötet.
- Außerdem empfiehlt das DKI, bei der aktuellen Wasserqualität weiterhin Kupfer als Werkstoff für Trinkwasserhausinstallationen im Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg einzusetzen.
Neben Einzelgesprächen mit von Lochkorrosion betroffenen Hauseigentümern und zwei Informationsveranstaltungen des Wasserverbandes An der Führse gab es darüber hinaus insbesondere folgenden Austausch:
Befragung aller Personen, die einen Schadensfall gemeldet hatten
Seite 1 des Fragebogens© Dr. Horst RodeIm Herbst 2013 wurden alle Kunden, die einen Lochkorrosionsschaden beim Verband angezeigt hatten, parallel zur repräsentativen, kreisweiten Stichprobenumfrage von Herrn Dr. Rode ein Fragebogen zugesandt. Die Ergebnisse der kreisweiten Stichprobenbefragung und die Vollbefragung aller gemeldeten Fälle sind dann in die Untersuchung des Technologiezentrums Wasser (TZW) eingeflossen.
Verwunderlich war, dass bei der Befragung aller zum damaligen Zeitpunkt knapp 160 Betroffenen, die beim Verband einen Lochkorrosionsfall angezeigt hatten, sich nur zweidrittel der Befragten bei Herrn Dr. Rode zurückgemeldet hatten. Davon waren wiederum nur dreiviertel mit einer Hausbesichtigung einverstanden. Somit war nur rund die Hälfte der betroffenen Kunden, die einen Lochkorrosionsschaden beim Verband angezeigt hatten, bereit, durch eine Hausbesichtigung zur Sachverhaltsaufklärung beizutragen.
Mediation
© ©TimM - stock.adobe.comAufgrund der zum Teil sehr unterschiedlichen Auffassungen zwischen Betroffenen und Verband wurde im Februar 2015 ein Mediationsverfahren gestartet. Eine Mediation ist ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes, bei dem unabhängige „allparteiliche“ Dritte die Konfliktparteien in ihrem Lösungsprozess begleiten. Mediator war Herr Rechtsanwalt Peter Brieber aus Nienburg. Neben ihm setzte sich der Teilnehmerkreis aus sieben von Lochkorrosion betroffenen Hauseigentümern und sieben Vertretern des Wasserverbandes An der Führse zusammen.
Im Rahmen der Mediation erfolgte im Juni 2015 eine Expertenanhörung mit folgenden Fachleuten:
- Herr Dr. Robertino Turković, DVGW-Technologie-Zentrum Wasser, Karlsruhe
- Frau Dr. Angelika Becker, IWW Zentrum Wasser, Mühlheim an der Ruhr
- Herr Jürgen Engelhardt, Geschäftsführer des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Niedersachsen, Laatzen
- Herr Rainer Schalwig, Innungsobermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik im Landkreis Nienburg
- Herr Dr. Roland Suchenwirth, Abteilungsleiter Umweltmedizin, -hygiene des Nds. Landesgesundheitsamtes, Hannover
- Herr Manuel Wehr, Fachbereichsleiter Umwelt des Landkreises Nienburg
Die Mediationsteilnehmer haben u. a. darüber Einigkeit erzielt,
- dass das Zusammenwirken einer Vielzahl von Ursachen die Korrosion bewirkt und nicht allein die Wasserqualität.
- dass Übereinstimmung besteht, dass der Wasserverband An der Führse auf Basis und unter Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik arbeitet.
- dass Einvernehmen besteht, dass die Lochkorrosion an Kupferleitungen ein überregional verbreitetes Problem darstellt und dass zugleich eine signifikante Häufung von Schadensfällen im Bereich des Wasserwerkes Drakenburg belegt ist.
(Nachträgliche Anmerkungen des Wasserverbandes: Zum Zeitpunkt dieser Feststellung lagen nur Vergleichswerte für den Landkreis Nienburg/Weser vor. Für den Landkreis ist eine höhere Schadenshäufigkeit des Versorgungsgebietes des Wasserwerkes Drakenburg belegt. Die Feststellung war damit richtig. Im Nachgang gab es aber noch eine Aussage der regionalen Versicherungswirtschaft zur Schadenshäufigkeit sowie überregionale Vergleichszahlen. Zur Vertiefung dieser Fragestellung wird auf den folgenden Punkt "Gibt es eine Häufung der Schadensfälle im Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg?" verwiesen.)
In der letzten Mediationssitzung im Februar war nur noch ein Betroffener anwesend. Da die im Januar 2017 gegründete Bürgerinitiative kein Interesse an einer Weiterführung hatte, wurde das Mediationsverfahren eingestellt.
Moderierte Gespräche
© ©TimM - stock.adobe.comUm den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, gab es im Anschluss an das Mediationsverfahren moderierte Gespräche zwischen der Bürgerinitiative und dem Verband. Moderator war ebenfalls Herr Rechtsanwalt Brieber.
Die Moderation wurde im August 2017 von dem Moderator Herrn Brieber beendet, da seiner Einschätzung nach zwischen den handelnden Akteuren ein lösungsorientiertes Arbeiten mit gegenseitiger Akzeptanz der Personen einerseits und der unterschiedlichen Sachpositionen anderseits nicht möglich und teilweise auch nicht gewollt ist. Dies konkretsierte er in drei Punkten.
Als Kritik an der BI wurden zwei Gründe benannt. Zum einen die wiederholten Vorwürfe kriminellen Handelns und vorsätzlicher Lüge bis hin zur Strafanzeige seitens maßgeblicher BI-Mitglieder gegenüber der Verbandsgeschäftsführung, ohne vorab versuchte inhaltliche Auseinandersetzung mit den vorgetragenen Gegenpositionen im direkten Dialog der Arbeitsgruppe. Zum anderen zunehmende Initiativen, durch einzelne Akteure unabgestimmt neue Gesprächsformate zu schaffen, die die gegründete Arbeitsgruppe mit externer Moderation in eine Nebenrolle schieben.
In Richtung des Verbandes wurde bemängelt, dass versucht wird, einvernehmliche Mediationsergebnisse einer festgestellten signifikanten Schadenslage zu konterkarieren, indem nach bundesweiten Zahlen gesucht wird, die das Lochfraß-Problem im WW Drakenburg als "statistisch unauffällig" bewerten (mit der Folge, eigene Aktivitäten zurückfahren zu können(?)).
Hierzu sei von Seiten des Verbandes angemerkt, dass zum Zeitpunkt der Mediation nur die Vergleichszahlen der vom Verband in Auftrag gegebenen repräsentativen kreisweiten Umfrage vorlagen. Der Verband war seinerseits trotz des bereits vorliegenden umfassenden und gründlichen Gutachtens des Technologiezentrum Wasser (TZW) auf Wunsch Betroffener/der BI bereit, weitere Gutachten zur Klärung auf Verbandskosten in Auftrag zu geben. Es muss dann andererseits zulässig sein bzw. es ist geradezu geboten, kreisweite Vergleichszahlen bei Vorliegen von überregionalen Vergleichswerten ins Verhältnis zu setzen und zu bewerten.
Die BI selber nimmt ihrerseits statistisch fragwürdige Hochrechnungen auf Basis von bundesweiten Daten vor. So werden aufgrund einer bundesweiten Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherer über Leitungswasserschäden Hochrechnungen für den Landkreis Nienburg vorgenommen, ohne dabei zu beachten, dass in den Leitungswasserschäden auch Defekte an Schmutz- und Regenwasserleitungen, Heizungsleitungen, Waschmaschinenschläuchen usw. enthalten sind. Zudem sind in der Gesamtzahl der Leitungswasserschäden für den Landkreis Nienburg/Weser bereits die Schadenszahlen aus dem Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg enthalten, auf denen die BI nun eine Hochrechnung durchführt. Der Wasserverband seinerseits hatte zu diesem Zeitpunkt überregionale Zahlen noch nicht öffentlich in die Diskussion eingebracht.
Zusammenfassung
Es wird deutlich, dass der Wasserverband An der Führse immer wieder das Gespräch mit Betroffenen gesucht hat. Der Verband war trotz des bereits sehr umfangreichen und eindeutigen Gutachtens vom Technologie Zentrum Wasser aus dem Jahr 2014 bereit, weitere Untersuchungen auf Vorschlag Betroffener/der BI auf seine Kosten in Auftrag zu geben.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass seitens des Jahresrechnungsprüfers im Prüfungsbericht für das Jahr 2016 Folgendes kritisch angemerkt wurde:
"Verbandsseitig wurden zu diesem Thema erhebliche Aufwendungen getätigt für Befragungen, Gutachten, Beratungen von Fachverbänden, zusätzliche Untersuchungen der Brunnen und der Wasserqualitäten, Mediation etc., zudem wurde erheblich Arbeitszeit gebunden. Nach den vorgelegten Unterlagen konnten keine signifikanten Ursachen beim Verband festgestellt werden. Die Versorgung mit Trinkwasser nach der Trinkwasserverordnung wurde eingehalten. Strafanzeigen gegen den Verband bzw. das Verbandspersonal führten ebenfalls zu keinen Ergebnissen und mussten eingestellt werden. Vor diesem Hintergrund sind aus Prüfungssicht unter Berücksichtigung der vorstehenden Erkenntnisse und Ergebnisse keine weiteren Aufwendungen gerechtfertigt, die im Zusammenhang mit diesem Thema stehen.“
Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zählen die Gebäudeversicherer deutschlandweit jährlich rund 1,1 Millionen Leitungswasserschäden. Zu den Leitungswasserschäden gehören undichte Abwasser- und Heizungsrohre, abgeplatzte Waschmaschinenschläuche und eben auch undichte Trinkwasserleitungen.
Erstellt man in Kenntnis dieser Information für einen Ort eine Karte mit den Schäden an Trinkwasserhausinstallationen der letzten Jahrzehnte, so ist zu erwarten, dass sich eine erhebliche Anzahl an Schäden ergibt. Dies ist auch für das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg so, wie die nachstehende Übersicht der Bürgerinitiative verdeutlicht.
Bürgerinitiative "Schluss mit dem Lochfrass" veröffentlicht in der Tageszeitung "Die Harke" © Bürgerinitiative "Schluss mit dem Lochfrass" veröffentlicht in der Tageszeitung "Die Harke" Anzeige in Originalgröße 370 KB - 1521 x 650 © Bürgerinitiative "Schluss mit dem Lochfrass" veröffentlicht in der Tageszeitung "Die Harke"
Zu klären war deshalb, ob tatsächlich eine höhere Schadenszahl im Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg als in anderen Gebieten vorliegt.
Der Wasserverband hat nach Bekanntwerden einer möglichen Häufung an Lochkorrosionsfällen im Frühjahr 2013 eine kreisweite repräsentative Stichprobenumfrage durch Herrn Dr. Rode erstellen lassen. Hierbei kam heraus, dass im vom Wasserwerk Drakenburg versorgten Bereich mehr Schadensfälle gemeldet wurden als aus den übrigen Gebieten des Landkreises Nienburg/Weser. Die Rücklaufquote der Fragebögen war im Einzugsbereich des Wasserwerkes Drakenburg zwar deutlich höher als im übrigen Kreisgebiet und führt hierdurch zu statistischen Verzerrungen, lt. Herrn Dr. Rode ist aber trotzdem eine höhere Schadenshäufigkeit als im übrigen Kreisgebiet festzustellen.
Auf Basis der kreisweiten Umfrage wurde in der Mediation Anfang 2015 als Ergebnis festgestellt, dass für das Gebiet des Wasserwerkes Drakenburg eine signifikante Schadenshäufung vorliegt.
Aufgrund fehlender überregionaler Zahlen konnte aber nicht die Frage beantwortet werden,
- ob das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg auch im überregionalen Vergleich auffällig ist und das übrige Kreisgebiet normal
- oder das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg überregional unauffällig ist und das übrige Kreisgebiet unterdurchschnittlich
belastet ist.
© SchadenprismaAufschluss über überregionale Daten gibt der Artikel "Leitungswasserschäden - Probleme ohne Ende?" aus der Schadenprisma 03/2010, der dem Verband zwischenzeitlich bekannt wurde. Hierbei handelt es sich um eine Zeitschrift für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Autor ist Herr Dr. rer. nat. Georg Scholzen (Schadenverhütung Westfälische Provinzial Versicherung AG, Münster; Mitglied GDV-Projektgruppe Leitungswasser). In dem Artikel werden Schadenshäufigkeiten genannt. Diese wurden ins Verhältnis zur Situation im Einzugsbereich des Wasserwerkes Drakenburg gesetzt. Die Vorgehensweise wurde dabei mit Herrn Dr. Scholzen abgestimmt. Im Ergebnis ergibt sich, dass das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg im bundesweiten Vergleich nicht schadensauffällig ist, sondern im Bundesdurchschnitt liegt.
Dies entspricht auch den Erfahrungen der VGH Versicherung Regionaldirektion Nienburg, die für den Bereich der Landkreise Diepholz und Nienburg zuständig ist und im hiesigen Raum die meisten Kunden in Versicherungsfragen betreut. Die VGH teilte in einem Gespräch Anfang 2018 mit, dass sie, wenn es die öffentliche Diskussion um eine mögliche höhere Schadenshäufigkeit im Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg nicht gäbe, selber keine Kenntnis von einer Schadenshäufung hätte. Aus Sicht der Leitungswasserschadensregulierung ist jedenfalls das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg nicht auffällig.
Zusammenfassend kann damit festgestellt werden, dass das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg auf den Landkreis Nienburg/Weser bezogen, zwar eine höhere Schadenshäufigkeit ausweist, das Gebiet des Wasserwerkes Drakenburg überregional aber nicht auffällig ist. Dies bedeutet, dass der Landkreis Nienburg/Weser bei der Schadenshäufigkeit unterdurchschnittlich betroffen ist und sich auch für den Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg keine Schadenshäufung im überregionalen Vergleich ergibt.
Dies Ergebnis ist aus zwei Gründen plausibel:
- Alle vom Wasserverband beauftragten Untersuchungen und Gutachten haben keinen Nachweis einer Korrosivität des vom Wasserwerk Drakenburg gelieferten Wassers festgestellt. Wäre das Wasser korrosiv, hätte sich dies im überregionalen Vergleich der Schadenszahlen anhand einer auffälligen Häufung widergespiegelt.
- Nach Auskunft des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) liegt der Landkreis Nienburg/Weser beim Schadenindex für Leitungswasserschäden, der insbesondere Schäden an Trinkwasser-, Abwasser- und Heizungsleitungen umfasst, bei 92,5. Ein Index von 100 ist die Norm. Alle Werte, die höher als der Normwert 100 liegen, sind negativ und weisen eine höhere Schadensquote als der Bundesdurchschnitt aus.
Wäre im Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg im überregionalen Vergleich eine höhere Schadenshäufigkeit an Trinkwasserleitungsrohren vorhanden und eine Korrosivität des Wassers nachgewiesen, könnte die Einspeisung des Trinkwassers eines anderen Lieferanten ggf. Abhilfe schaffen.
Da aber im überregionalen Vergleich eine Schadenshäufigkeit nicht gegeben ist und eine Korrosivität des Trinkwassers nicht vorliegt, ist ein Wasserwechsel nicht angezeigt.
© ©TimM - stock.adobe.comFür einen Wasserwechsel wären folgende Bedingungen zu erfüllen:
- Der Lieferant eines anderen Wassers müsste die benötigten Wassermengen von durchschnittlich 650 Tm³ pro Jahr einspeisen können.
- Unter dem Blickwinkel der Sanierung der aktiven Lochkorrosionsschäden müsste ein neu einzuspeisendes Wasser signifikant unkritsch in Bezug auf Lochkorrosion sein, da es dazu in der Lage sein müsste, aktive Lochkorrosion zu stoppen.
- Eine Veränderung der Wasserbeschaffenheit führt zu Umlagerungsprozessen der Kupferdeckschicht. Kupferrohre mit intakten Deckschichten könnten dann eine Angriffsfläche für Lochkorrosion bilden, was nicht zielführend sein kann.
Nur die Harzwasserwerke GmbH wäre in der Lage, die erforderliche Trinkwassermenge an den Wasserverband An der Führse zu liefern. Hier hat eine Untersuchung von Frau Dr. Becker vom IWW aber ergeben, dass die ausschließliche Einspeisung von Harzwasser statt des Drakenburger Wassers sich tendenziell eher schlechter bezüglich des Auftretens von Lochkorrosion auswirken würde.
© ©TimM - stock.adobe.comInhibitoren sind chemische Substanzen, welche die Korrosionsrate senken. Ein Inhibitor ist damit ein Stoff, der chemische Vorgänge wie z. B. Lochkorrosion einschränkt oder verhindert.
Inhibitoren werden insbesondere bei Vorliegen von Flächenkorrosion (Begriffserklärung siehe Frage "Wissenswertes über Kupferrohre") erfolgreich eingesetzt. Hier ist der Zusatz eines chemischen Stoffes gerechtfertigt, da die Flächenkorrosion im Kupferrohr verhindert wird. Ansonsten wären im Trinkwasser bedenklich hohe Kupfergehalte enthalten. Flächenkorrosion gibt es im Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg aber nicht.
Auch bei Lochkorrosion könnte der Einsatz von Inhibitoren sinnvoll sein, um das Lochwachstum zu verzögern bzw. zu stoppen. Geeignet könnte eine Mischung aus Ortho-/Polyphosphat-Inhibitoren sein.
Der Wasserverband An der Führse lehnt den Einsatz von Inhibitoren aus folgenden Gründen ab:
- Das Landesgesundheitsamt sieht einen Einsatz von Inhibitoren aufgrund des Minimierungsgebotes der Trinkwasserverordnung kritisch: Auswirkungen auf bisher nicht betroffene Installationen und das mögliche Verkeimungspotential im Rohrnetz sind zu bedenken. Hier wird vor dem Einsatz der Nachweis der „Betroffenheit“ und nicht nur der „gefühlten“ Betroffenheit verlangt. Da das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg überregional nicht auffällig ist, sondern normale Schadensraten aufweist, wird vom Verband die Zugabe einer chemischen Substanz ins Trinkwasser abgelehnt.
- Es gibt bisher keinen Nachweis, dass das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Trinkwasser, welches im übrigen alle Anforderungen an die für das Lebensmittel Nr. 1 maßgebende Trinkwasserverordnung erfüllt, korrosiv ist.
- Selbst bei Dosierung von Inhibitoren ist noch mit weiteren Schäden zu rechnen, da weit fortgeschrittene Lochkorrosionsstellen wahrscheinlich nicht mehr erreicht werden.
- Durch den Zusatz eines Inhibitors verändert sich die ausgebildete "Schutzschicht" in den Kupferrohren. Es können dadurch Lochkorrosionsprozesse in Trinkwasserinstallationen aus Kupfer angestoßen werden, die bisher hiervon nicht betroffen waren.
- Passt sich die Schutzschicht in Kupferrohren an den Inhibitor an, muss man diesen ständig, also für immer, hinzufügen. Reduziert man die Zugabe des Inhibitors oder lässt man diesen ganz weg, verändern sich die gebildeten Schutzschichten. Lochkorrosionsprozesse können dann an den ungeschützten Rohren entstehen.
In der Vergangenheit wurde wiederholt auf den erfolgreichen Einsatz des Inhibitors Phosphat im Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen hingewiesen. Der Betreiber, die RWW mbH aus Mühlheim an der Ruhr, hat mit Schreiben vom 26.04.2018 an Herrn MdB Maik Beermann darauf hingewiesen, dass der Einsatz von Phosphat im Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen und auch verschiedenen anderen Wasserwerken der RWW grundsätzlich dem Schutz von Eisenwerkstoffen im öffentlichen Trinkwassernetz dient. Es verhindert die Ablösung von Inkrustationen aus Korrosionsprodukten und wandelt diese zudem in eine festere, schlechter abzulösende Form um. Somit wird das Trinkwasser für die Kunden - vor allem durch Braunfärbung bei Betriebsstörungen - so wenig wie möglich beeinträchtigt. Weitergehende Wirkungen hat Phosphat nicht. Insbesondere ist es gemäß dem maßgeblichen technischen Regelwerk, das gemäß Trinkwasserverordnung einzuhalten ist, nicht dazu geeignet, Lochkorrosion bei Kupfermaterialien zu verhindern oder gar bestehende Schadensentwicklungen zu stoppen.
© ©TimM - stock.adobe.comEs wurde die Frage gestellt, ob das Versorgungsnetz ursächlich ist. Herr Prof. Dr.-Ing. Feser führt hierzu aus, dass diese Frage vom TZW auf Basis von Wasserproben, die an zwei Übergabepunkten zu Hausinstallationen genommen wurden, beantwortet wurde. Die Analysen entsprechen innerhalb der normalen Schwankungsbreite der Zusammensetzung des zur Verteilung gelangenden Wassers. Ein Einfluss des Versorgungsnetzes wird daher ausgeschlossen.
Weiterhin kann eine elektrochemische Ursache ausgeschlossen werden, die durch die elektrifizierte Bahnstrecke am Wasserwerk denkbar wäre. Im Gegensatz zu Lochkorrosion, die sich auf der Innenseite des Kupferrohres bildet, beginnt die elektrochemische Korrosion auf der Außenseite des Rohres. Ein solches Schadensbild gibt es aber nicht.
© ©TimM - stock.adobe.comDas Technologiezentrum Wasser (TZW) aus Karlsruhe empfiehlt beim Auftreten von Schäden in Bereichen mit hartgelöteten Verbindungen umfassende Sanierungsstrategien zu entwickeln. Das bloße Austauschen einzelner schadhafter Rohre ist nicht zielführend, da die Gefahr weiterer Schäden im hartgelöteten Bereich besteht. Vielmehr ist zu empfehlen, größere Installationsabschnitte in die Sanierungsstrategie mit aufzunehmen. Beispielsweise wäre bei einem Schaden im Bad unter Fliesen zu überlegen, die Installation im Bad komplett zu erneuern. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Grunderneuerung des Bades aufgrund Abnutzung in absehbarer Zeit sowieso anstehen würde. Bei der Umsetzung von Instandsetzungsmaßnahmen ist darauf zu achten, dass nur geprüfte und zugelassene Rohre und Bauteile eingesetzt werden und die Verlegearbeiten regelwerkskonform durchgeführt werden (Hartlötverbot).
Beispiel einer Lochkorrosion© Prof. Dr.-Ing. Ralf FeserEine Alternative zu einer umfassenden Sanierungsstrategie ist laut Herrn Prof. Dr.-Ing. Feser auch eine dezentrale Dosierung von Inhibitoren in betroffenen Haushalten. Untersuchungen zeigen, dass eine Mischung aus Ortho-/Polyphosphat-Inhibitoren erfolgreich sein kann. Vor einem Einsatz in Alt-Installationen ist allerdings noch die Wirksamkeit der Inhibitoren zu überprüfen. Durch die Zugabe von Inhibitoren wird ggf. das Lochwachstum verlangsamt bzw. beendet. Eine dezentrale Dosierung von Inhibitoren entspricht dem Minimierungsgebot an Chemikalien im Trinkwasser, da Inhibitoren nur in den Haushalten zum Einsatz kommen, die Probleme mit Lochkorrosion haben. Auch bei Zudosierung von Inhibitoren können noch weiterhin Schäden entstehen, da weit fortgeschrittene Lochkorrosionsstellen wahrscheinlich nicht mehr erreicht werden. Da Trinkwasserinstallationen eine Lebensdauer von 50 Jahren haben, muss man zudem prüfen, ob Investitionen und lfd. Betriebskosten für eine dezentrale Dosierung von Inhibitoren bei Anlagen, die das Ende der Lebensdauer erreicht haben oder im letzten Drittel der Lebensdauer sind, am Ende wirtschaftlich sind. Die Errichtung und der Betrieb solcher Anlagen liegt in der Verantwortung der Hauseigentümer. Herr Prof. Dr.-Ing. Feser nennt Kosten für einen Dosierautomaten von 1.000 €. Zusätzlich entstehen Kosten durch den Einbau des Installateurs. Die Kosten für den Inhibitor dürften bei ca. 100 € im Jahr liegen. Herr Prof. Dr.-Ing. Feser weist darauf hin, dass diese Preise Beispielbeträge sind. Eine umfassende Markterkundung wurde nicht durchgeführt. So sind der genannte Dosierautomat und die einzusetzenden Dosiermittel auch nur als ein Beispiel zu verstehen.
Ein Leitungswasserschaden liegt vor, wenn Wasser unkontrolliert aus Leitungen austritt. Das gilt insbesondere für Trinkwasserleitungen und Abflussrohre, für Heizungsrohre und Anschlüsse an Waschbecken sowie Waschmaschinen. Solche Schäden können unter anderem auf Materialfehlern, Frost oder Abnutzungserscheinungen basieren.
© IFSDas IFS (Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V.) führt auf seiner Internetseite zum Thema "Prävention gegen Leitungswasserschäden" (Stand 11.07.2018) folgendes aus:
"Sachschäden von mehr als 2 Mrd. € und massive Eingriffe in das Lebens- und Arbeitsumfeld gehen jedes Jahr auf das Konto von mehr als 1 Mio. Leitungswasserschäden in Deutschland. Damit sind Leitungswasserschäden etwa 6 mal so häufig wie Feuerschäden. Die jährlichen Kosten steigen kontinuierlich.
Die Folgen gehen aber über den rein wirtschaftlichen Schaden weit hinaus: So können lieb gewonnene Gegenstände unwiederbringlich verloren gehen, das Zuhause für Wochen unbewohnbar werden oder der Schulunterricht muss in andere Räume ausweichen.
Leitungswasserschäden in den ersten Betriebsjahren sind zumeist auf Installationsfehler oder Produktmängel zurückzuführen. Ist – nach 30 bis 50 Jahren – die Grenznutzungsdauer einer Installation erreicht, so werden alterungsbedingte Schäden immer wahrscheinlicher."
Das IFS stellt auf seiner Homepage die Möglichkeiten einer Schadenprävention vor. Dabei wird unterschieden zwischen den Maßnahmen, mit denen der Schadeneintritt im Vorfeld verhindert werden kann, und den Möglichkeiten, das Ausmaß im Falle eines Rohrbruchs zu begrenzen.
Zu der Seite des IFS zum Thema Schadenprävention gelangen sie hier.
Folgende Punkte werden dort behandelt:
- Gute Planung und fachgerechte Installation
- Betrieb und Wartung von Trinkwasserinstallationen
- Leckageschutz
- Was Sie im Schadenfall tun sollten
- Begrenzte Lebensdauer
© SBZEinen ersten Überblick gibt der Artikel "Werkstoffe für Trinkwasserleitungen" aus der Fachzeitschrift SBZ. Hieraus sind folgende Aussagen entnommen:
"Trinkwasser kommt auf dem Weg bis zur Entnahmestelle in Gebäuden mit verschiedenen Werkstoffen in Berührung. Dadurch darf allerdings die Qualität des Trinkwassers nicht nachteilig verändert werden. Vom Wasserzähler am Hausanschluss bis zum Zapfhahn ist der Hauseigentümer für die einwandfreie Trinkwasserqualität verantwortlich. Diese hängt in großem Maße von dem eingebauten hausinternen Leitungsnetz ab.
...
Für die Materialauswahl ist der Installateur verantwortlich. Seine werkvertragliche Pflicht ist es dafür zu sorgen, dass am Ende der Leitung auch tatsächlich Trinkwasser sprudelt. In Deutschland werden vorwiegend Rohre aus Kupfer, innen verzinntem Kupfer, Edelstahl, feuerverzinktem Stahl und Kunststoffen eingebaut. Je nachdem wie das örtliche Wasser beschaffen ist, sind unterschiedliche Rohrmaterialien geeignet."
Zum Werkstoff Kupfer sei angemerkt, dass das Deutsche Kupferinstitut (DKI) empfiehlt, bei der aktuellen Wasserqualität weiterhin Kupfer als Werkstoff für Trinkwasserhausinstallationen im Versorgungsbereich des Wasserwerkes Drakenburg einzusetzen.
Zum Werkstoff Kunststoff weist Herr Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser darauf hin, dass auch Leitungen aus Kunststoff-/Kunststoffverbundrohren Korrosionsschädigungen zeigen können.
ZUSAMMENFASSUNG
- Lochkorrosion in Trinkwasserhausinstallationen kann eine Vielzahl von Ursachen haben und ist damit ein Multifaktorenproblem. Auch das Wasser kann Lochkorrosion verursachen.
- Für das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg haben Untersuchungen ergeben, dass das Verbindungsverfahren "Hartlöten" ursächlich für Lochkorrosionsfälle in Trinkwasserhausinstallationen aus Kupfer ist.
- Das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Wasser zeigt keine bedeutenden Auffälligkeiten hinsichtlich der Wasserqualität bzw. keine eindeutige Neigung zur Lochkorrosion.
- Zwar weist auf den Landkreis Nienburg/Weser bezogen das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg eine höhere Schadenshäufigkeit an Lochkorrosionsfällen als der übrige Landkreis auf, im überregionalen Vergleich ist das Versorgungsgebiet aber nicht auffällig. Auch die regionale Versicherungswirtschaft kann bei der Regulierung der Leitungswasserschäden keine erhöhten Fallzahlen feststellen. Eine stärkere Betroffenheit als in anderen Gebieten ist damit nicht gegeben.
- Ein bundesweites Forschungsprojekt stellte 2017 auf Basis der Auswertung von 200 Trinkwässern fest, dass die Trinkwasserbeschaffenheit nicht Ursache für Korrosionsschäden an Kupferrohren ist. Zu den untersuchten Trinkwässern gehörte auch das Trinkwasser aus dem Wasserwerk Drakenburg.
- Jährlich zählen die Gebäudeversicherer deutschlandweit inzwischen rund 1,1 Millionen Leitungswasserschäden (insbesondere für Schäden an Trinkwasser-, Abwasser-, Heizungsrohren). Im Schnitt entsteht alle 30 Sekunden ein Leck. Die jährlichen Kosten der Gebäudeversicherer erhöhten sich von 1,6 Millarden Euro in 2005 auf 2,3 Milliarden Euro in 2015. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherer weist darauf hin, dass viele Schäden vermeidbar wären, wenn die Wasserleitungen regelmäßig gewartet würden. Der Verband führt aus, dass Hausbesitzer nach rund 30 Jahren ihr Rohrleitungssystem überprüfen lassen müssten, wenn nicht sogar bereits sanieren lassen. Je älter ein Gebäude desto häufiger sind Leitungswasserschäden.
- Das vom Wasserwerk Drakenburg gelieferte Trinkwasser erfüllt alle Anforderungen der strengen Trinkwasserverordnung an das Lebensmittel Nr. 1 und wird deshalb uneingeschränkt für eine gesunde Ernährung empfohlen.
Kontakt - Weiterer Informationsbedarf
Es wird deutlich, dass die Thematik sehr vielschichtig ist. Aktuell sind – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – über 50 Einflussfaktoren für Lochkorrosion bekannt.
Schlichte Schuldzuweisungen (Das Wasser ist ursächlich) mit einfach klingenden, pauschalen Lösungen (Wasserwechsel, Inhibitoreneinsatz) sind weder belastbar und noch zielführend.
Bedauerlich wäre, wenn am Ende allgemein die pauschale Meinung verbleibt, dass bei der vorgebrachten Kritik an der Sache doch etwas dran sein muss. Der Verband hat durch umfassende Untersuchungen belegt, dass das gelieferte Wasser nicht ursächlich für die Lochkorrosionsfälle ist. Dazu kommt, dass im überregionalen Vergleich der Lochkorrosionsfälle in Trinkwasserhausinstallationen aus Kupfer das Versorgungsgebiet des Wasserwerkes Drakenburg unauffällig ist und eine höhere Betroffenheit nicht gegeben ist.
Wir hoffen, dass diese umfangreichen Informationen für Sie hilfreich sind.
Wenn Sie weitere Fragen haben oder angesprochene Inhalte vertiefen möchten, stehen Ihnen
Herr Dipl.-Ing. Joachim Oltmann (05021/982-111, oltmann@kvwasser-nienburg.de) und unser Wassermeister Herr Torsten Edel (05021/982-172, edel@kvwasser-nienburg.de) gerne zur Verfügung.