Die Geschäftsführer des Kreisverbandes von rechts: Diethard Mücke (1977-1998), Bernd Bausch (1998-2009), August Lustfeld (2009-2019), Gaylord Kurre (seit 2019)© Kreisverband für Wasserwirtschaft NienburgAm Donnerstag hatte August Lustfeld offiziell seinen letzten Arbeitstag. Schon am Nachmittag zuvor war er im Weserschlößchen als Geschäftsführer des Kreisverbandes für Wasserwirtschaft verabschiedet worden. Neben Mitarbeitenden waren der Einladung zum Festakt zahlreiche haupt- und ehrenamtliche Vertreter der Politik und Kommunalverwaltung gefolgt.
Der Verabschiedete selbst blickte auf gut 30 Jahre Wasserwirtschaft zurück. Spannend sei sein Einstieg allein schon aufgrund der dünnen Personaldecke gewesen. Der Kanalbau Binnen-Bühren habe aufgrund der Insolvenz eines Unternehmens daniedergelegen, die Untersuchungen der Sonderabfalldeponie Münchehagen hätten Arbeitskräfte gefordert, die der Landkreis abstellte, und die von ihm als „Ost-Erweiterung“ bezeichnete Vergrößerung mit Steimbke sei auch ein großer Schritt gewesen.
Eine Stele versehen mit dem Namen Lustfeld und der Inschrift „Wasserpark Rehburg“ sowie Blumen bekamen August Lustfeld (Zweiter von rechts) und seine Frau Gerlinde von den Vorstehern Tim Hauschildt, Friedrich Könemann und Dirk Dohrmann (von links).© Niklas Schmideztki, Die Harke
Erlebt habe er in dieser Zeit einiges, unter anderem habe er sehr wohl gelernt, dass es gute und schlechte Baufirmen gebe. So gab er die Anekdote zum Besten, in der ein Unternehmen laut Ausschreibung Abwasserrohre mit braunen Streifen verbauen sollte. Stattdessen griffen die Mitarbeiter auf vorhandene mit blauen Streifen zurück. Nach der Reklamation sei ein Baggerfahrer dabei erwischt worden, wie er mit einem Pinsel fein säuberlich versuchte, die Streifen braun anzumalen.
So ganz verabschiedet sich Lustfeld nicht. Er ist jetzt Geschäftsführer der „Power Tower Rehburg-Loccum GmbH“, zu welcher der Faulturmbetrieb der Kläranlage aus dem städtischen Haushalt ausgegliedert wird und bereits seit Januar Verbandsvorsteher des Wasser- und Bodenverbandes „Steinhuder Meerbruch“ – wie einst schon sein Vater – sowie weiterhin Vizepräsident des Wasserverbandstages in Hannover. Außerdem hat er sich oberhalb seiner Teichanlage in Rehburg das Grundstück mit der ersten Rehburger Wasserversorgung aus dem Jahr 1870 gekauft. Er möchte sie der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Dabei war nicht immer klar, welchen Stellenwert das Wasser in Lustfelds Berufsleben einnehme sollte – schließlich begann er in der Landwirtschaft, verbrachte dann einige Jahre beim Bundesgrenzschutz, bevor er Wasserwirtschaft studierte. Heute ist er dem Element und allem, was dazu gehört tief verbunden: „Ich kann mich dem Wasser nicht entziehen“, schloss Lustfeld mit einem Zitat aus dem Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“.
Dirk Dohrmann, Vorsteher des Kreisverbandes, hatte die Gäste eingangs begrüßt, unter ihnen auch Lustfelds Vorgänger Diethard Mücke, unter dessen Regie er dort 1986 seine Arbeit angetreten hatte, und Bernd Bausch, den Lustfeld 2009 als Geschäftsführer beerbte. Er wisse nicht, was bei Lustfeld überwiege, ob Freude oder Trauer. Klar sei aber, dass Lustfeld in über 20 Jahren, in denen er in der Geschäftsführung – darunter auch als Stellvertreter – tätig war, eine Menge geleistet habe.
Tim Hauschildt verwies als Verbandsvorsteher des Wasserverbandes „An der Führse“ auf die vielfältigen Aufgaben des jetzt ehemaligen Geschäftsführers. Die einstige Sonderabfalldeponie Münchehagen und deren Auswirkungen aufs Wasser, Kanalsanierungen und viele andere größere Projekte hätten ihn beschäftigt. Er bescheinigte Lustfeld ein „beachtliches Wissen im Bereich der Wasserwirtschaft“.
Friedrich Könemann, Vorsteher des Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverbandes Meerbach und Führse, erinnerte an zahlreiche Meinungsverschiedenheiten, bei denen Lustfeld Sachverstand bewies. „Das Gebiet ums Steinhuder Meer hat dich besonders geprägt“, sagte er. Dass Lustfeld dabei selbst kritische Wassersportler überzeugen konnte, habe gezeigt: „Er war Skeptikern und Kritikern stets eine Nasenlänge voraus.“
Lustfelds „jederzeit souveräne Kompetenz“ lobte Landrat Detlev Kohlmeier ebenso wie dessen „stets pragmatische und zielführende Herangehensweise“. Der Landkreis sei „quasi die Mutter des Kreisverbandes“. Mit Blick auf die Aufgaben, denen sich der Neu-Ruheständler widmet, riet der Landrat ihm – nicht ganz ernst gemeint: „Werden Sie Wasser-Sommelier. Schmeckt das Wasser aus dem Hämelsee anders als das aus dem Wellier Kolk?“
Der Präsident des Wasserverbandstages, Heiko Albers, nannte den hiesigen Wasserverband „ein Paradebeispiel für die Leistungsfähigkeit“. Und sprach persönlich in Richtung des Verabschiedeten: „Du, lieber August, hast mit deinem großen Beitrag zum Gelingen beigetragen.“
Für die 82 Mitarbeitenden fasste Thorsten Edel zusammen: „So wie du angefangen hast, gehst du auch – du hinterlässt eine Baustelle.“ Das war durchaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Zu Lustfelds Anfangszeit sei etwa der Bauhof in Erichshagen-Wölpe ein Projekt gewesen. Und auch heute gibt es diverse zu erledigende Aufgaben.
Er steigt vom Stellvertreter zum Geschäftsführer auf: Gaylord Kurre© Niklas Schmidetzki, Die HarkeUm die kümmert sich nun Gaylord Kurre, bislang Lustfeld Stellvertreter. Die Fortführung der Netzsanierung sei eine der Hauptaufgaben, meinte er. „Dabei handelt es sich um eine Daueraufgabe.“ Auch äußere Einflüsse stellten den Verband vor Herausforderungen. Die zunehmende Trockenheit mache zu schaffen. Als Risiko für die Deiche erwiesen sich die Nutria, Nagetiere, die sich in Mitteleuropa eingebürgert hätten und die Deiche aushöhlten. Nicht zu unterschätzen sei überdies der Wolf, der für zur Deichpflege eingesetzte Schafe gefährlich werden könne. „Auch wenn die zukünftigen Aufgaben vielfältig sind, denke ich, dass wir gut aufgestellt sind“, fasste es Kurre optimistisch zusammen. Neuer Stellvertreter wird Jochen Oltmann, bislang Abteilungsleiter Wasserversorgung.
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Für Auflockerung sorgte zudem die Rockband der Musikschule (RDM), die als Überraschung für Lustfeld zwischen den Redebeiträgen spielte, und zwei Damen, die als Mitarbeiterinnen auf Plattdeutsch Lustfelds Werdegang skizzierten.
Die Rockband der Musikschule spielte zwischendurch und lockerte auf.© Niklas Schmidetzki, Die Harke
Als Mitarbeiterinnen des Kreisverbandes* plauderten zwei Damen humorvoll aus dem Nähkästchen.
*von links: Die Friedewalder Landfrauen Hildegard Traue und Irmgard Wohl© Niklas Schmidetzki, Die Harke
(Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Berichterstattung der Tageszeitung "Die Harke" vom 01.03.2019)